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Ausgabe
FOCUS Ausgabe 19/2024
02.05.2024
Freitags ab 18 Uhr
Meldung

FOCUS Magazin: Stegner fordert im Marsalek-Komplex Ermittlungen um ehemaligen Geheimdienstkoordinator Schmidbauer

Berlin. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner fordert Ermittlungen rund um den ehemaligen Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer: Die Sicherheitsbehörden haben allen Grund, die Rolle Schmidbauers zu untersuchen“, sagte Stegner, der auch dem Parlamentarischen Kontrollgremium der Nachrichtendienste angehört, dem Nachrichtenmagazin FOCUS. Der ehemalige Staatsminister im Kanzleramt und Vertraute des Ex-Kanzlers Helmut Kohl hatte nach FOCUS vorliegenden Ermittlungsunterlagen noch intensiver als bislang bekannt Kontakt mit einem österreichischen Spionagering, der für Russland tätig gewesen sein soll und an dessen Spitze der flüchtige ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek stehen soll.

Schmidbauer ließ 2019 dem damals scheidenden österreichischen Nationalratsabgeordneten Hans-Jörg Jenewein ausrichten, dass dieser „auf mich zählen kann, wann immer er das will…“. Überbringer der „allerherzlichsten Grüße“ war der mittlerweile wegen Verdachts auf russische Spionage inhaftierte Ex-Polizist Egisto O. Jenewein galt damals als Vertrauter des Innenministers und heutigen FPÖ-Spitzenkandidaten Herbert Kickl.

Der Kontakt zu Jenewein ist deshalb brisant, weil er die fünfte Person aus dem Umfeld Jan Marsaleks ist, zu der sich Kontakte des 84-jährigen Schmidbauer nachweisen lassen. 2018 traf Schmidbauer den späteren Fluchthelfer Marsaleks Martin W. Auch den leitenden Mitarbeiter des Außenministeriums Johannes P. traf Schmidbauer. P. wird verdächtigt, streng geheime Unterlagen zum Nowitschok-Anschlag auf den russischen Überläufer Sergey Skripal an Egisto O. gegeben zu haben, den Schmidbauer ebenfalls traf. Zudem traf Schmidbauer Außenministerin Karin Kneissl, die heute in Sankt Petersburg lebt und für einen russischen Think Tank arbeitet.

Egisto O. arbeitete mit Wissen Kneissls 2018 am Aufbau einer Organisation im Außenministerium, in der die Fäden aller Geheimdienste zusammenlaufen sollten. Diese hätte dann unter Führung Marsaleks stehen können. Den Kontakt mit Jenewein streitet Schmidbauer auf Nachfrage nicht ab. Er verstehe aber nicht, „was das mit einer russischen Agentenzelle zu tun hat“.